Ab 1997 markierte der Nationalpark gemeinsam mit dem Bayerischen Geologischen Landesamt (GLA) Karstwasser an den Bergstöcken des Nationalparks. Die Karstwassermarkierung der Reiteralm auf bayerischer und österreichischer Seite wurde von 2003 - 2006 von der Europäischen Union im Rahmen des INTERREG III a - Programms finanziell unterstützt. Dazu speiste das Projektteam Farbstoffe in Oberflächengewässer ein und nahm Proben an Quellen und Wasseraustritten in den Tallagen rund um die Gebirgsstöcke. Anschließend wertete das Labor des Geologischen Landesamtes die Wasserproben aus. Ziel des Projektes war es, Fließwege von Karstwässern zu erkennen, die geologische Schichtung im Park zu erforschen und die Herkunft der Gewässer im Tal zu erkunden.
Die Hauptgesteinsarten im Nationalpark Berchtesgaden sind Dachsteinkalk und Ramsaudolomit, welche in Mächtigkeiten von bis zu 1200 m vorkommen. Hauptcharakteristik dieses kalkhaltigen Gesteins ist die hohe Löslichkeit, die zu unbekannten unterirdischen Abflüssen des infiltrierenden Wassers führt.
Im Managementplan 2001 des Nationalparks Berchtesgaden ist als Forschungsziel und Maßnahme gelistet, die Wasservorkommnisse im Nationalpark zu untersuchen und die Wasserversorgung der Unterkunftshäuser, Almen und der umliegenden Gemeinden zu sichern. Um dieses Ziel umzusetzen, wurden im Nationalpark karsthydrologische Untersuchungen durchgeführt und seit 1978 ein Klimanetzwerk aufgebaut.
Die Wege des Wassers durch das Karstgebiet wurden im Nationalpark Berchtesgaden seit 1987 erforscht. Mit Hilfe von Markierungsmitteln wurde geklärt, woher das Wasser kommt, wohin es fließt, ob es überhaupt fließt, wie es fließt und wie groß die Wassermenge ist. Hydrologische Verbindungen und die Grenzen des Wassereinzugsgebiets konnten damit untersucht werden. Im Nationalpark Berchtesgaden wurden die Untersuchungen bislang in folgenden Teilgebieten durchgeführt:
Die Markierungsversuche haben gezeigt, dass die Fließpfade in den einzelnen Gebirgsstöcken in viele Richtungen ausgeprägt sind und unterschiedlichste Wassermengen transportieren. Die Reiteralm entwässert hauptsächlich in das Schwarzbachloch, eine große Quelle im südl. Rand des Gebirgsstockes. Am Hochkalter und Watzmann wurden Fließpfade in alle Richtungen nachgewiesen. Die Hochgebirgsseen des Steinernen Meeres entwässern über die Salzgrabenhöhle an das südliche Königsseeufer, wo zahlreiche Quellen entspringen. Der Versuch am Hagengebirge zeigte Fließpfade in südliche und nördliche Richtung. Die Markierung im Endstal zeigte eine Wasserausbreitung entlang vieler Fließwege in westliche Richtung entlang der Talausprägung. Die unterirdische Lösung des Gesteins geschieht vornehmlich an den Klüften, die sich durch die Hebung der Alpen ergeben haben. Daher ergeben sich die unterirdischen Fließpfade anhand der geologischen Strukturen. Insgesamt lässt sich daher für das Gebiet eine unterirdische Wasserausbreitung in vornehmlich nördliche Richtung ableiten.
Dr. Gabriele Leonhardt (geb. Kraller) (Wissenschaftliche Auswertung),
Hans Krafft (Nationalparkdienst)