Das neu gestartete Projekt „Partnerschulen“ will eine enge Verbindung zwischen Schulen und den Schutzgebieten im Berchtesgadener Land, der Biosphärenregion und dem Nationalpark, herstellen. Die Schulen erhalten dabei Unterstützung in Natur- und Wildnisbildung, im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie bei Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Schulalltag und -umfeld.
Bereits seit vielen Jahren bieten die Verwaltungsstellen von Nationalpark und Biosphärenregion als etablierte und vielfach ausgezeichnete Bildungseinrichtungen ein spezielles Schulprogramm im Landkreis an. Künftig soll auf Wunsch aller Beteiligten die langjährige Zusammenarbeit und Kooperation mit Schulen intensiviert und langfristig verankert werden. Daher werden nun im Rahmen des Kooperationsprojekts zwischen dem Nationalpark Berchtesgaden und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land gemeinsame Partnerschulen aufgebaut. Die Möglichkeit der Auszeichnung als „Partnerschule“ bestand im Landkreis Berchtesgadener Land bisher nicht. Das im Nationalpark bereits gelaufene Interreg-Projekt zur Alpenschule liefert jedoch wertvolle Erfahrungen.
Partnerschulprojekte werden in unterschiedlicher Ausgestaltung in zahlreichen Schutzgebieten deutschlandweit durchgeführt. Grundlage für diese langfristigen Kooperationen mit Schulen sind die Mindestkriterien des Dachverbandes der Großschutzgebiete in Deutschland, dem Nationalen Naturlandschaften e.V. (NNL). Das neue deutschlandweit einmalige Kooperationsprojekt von einem Nationalpark und einer Biosphärenregion wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert und nutzt die vorhandenen Kompetenzen beider Einrichtungen.
Den Startschuss für das gemeinsame Projekt bildete im November das erste Arbeitsgruppentreffen, bei dem sich die zahlreich teilnehmenden Lehrkräfte sehr begeistert und motiviert zeigten. „Die Auftaktveranstaltung zum geplanten Partnerschulprojekt mit der Biosphärenregion BGL und dem Nationalpark BGD war durch und durch gut geplant und sehr kurzweilig“, darin waren sich Renate Buchstätter, Umweltbeauftrage der Grund- und Mittelschulen im Landkreis, und die anderen Teilnehmenden einig.
Seit 2010 ist der gesamte Landkreis Berchtesgadener Land von der UNESCO als Biosphärenregion ausgezeichnet. Hier werden beispielhafte Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung gemeinsam mit den Menschen vor Ort erprobt und der Fokus auf ein zukunftsfähiges Miteinander von Mensch und Natur gelegt. „Mit dem Partnerschulprojekt möchten wir den Kindern und Jugendlichen aktuelle Themen wie die Bedeutung der Artenvielfalt und die Wichtigkeit von Klimaschutz vermitteln. Außerdem wollen wir sie für Natur und Nachhaltigkeit begeistern und ihnen Gestaltungskompetenz für eine zukunftsfähige Gesellschaft mitgeben“, so Martina Dötterl, die Projektleiterin des Partnerschulprojekts bei der Biosphärenregion-Verwaltung.
Der Nationalpark Berchtesgaden, als einziger deutscher Alpen-Nationalpark und Kern- und Pflegezone der Biosphärenregion, verfügt über eine große Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume und ist dadurch Heimat vieler seltener Pflanzen und Tierarten. Als internationales Schutzgebiet mit dem Motto „Natur, Natur sein lassen“ ist er nicht nur ein Ort für herausragende Wildniserfahrungen, sondern auch ein besonderer Lernort für unseren Umgang mit der Natur. „Das Erleben von ungestörter Natur und das Verständnis für die Notwendigkeit von Prozessschutzgebieten ergänzen sich sehr gut mit den Inhalten der Biosphärenregion. Durch die Kooperation von Nationalpark und Biosphärenregion ergibt sich eine breite Palette an Themen und Kompetenzen für die Zusammenarbeit mit den Schulen“, freut sich Eva Dinter, Leiterin des Partnerschulprojekts bei der Nationalparkverwaltung.
Gemeinsam mit acht ausgewählten Pilotschulen unterschiedlicher Schultypen wird im laufenden Schuljahr eine Kooperationsvereinbarung entwickelt, bevor die konkrete Umsetzung startet. Voraussetzung für eine Teilnahme am neuen Pilotprojekt ist eine Zustimmung der gesamten Schulfamilie. Im Partnerschulnetzwerk soll eine intensive und langfristige Zusammenarbeit zwischen Schule, der Biosphärenregion Berchtesgadener Land und dem Nationalpark Berchtesgaden entstehen. Für die beteiligten Schulen werden jährlich eine Lehrerfortbildung und ein Netzwerktreffen organisiert. Außerdem stellen beide Schutzgebietsverwaltungen neben entgeltfreien Bildungsangeboten auch Unterrichtsmaterial zur Verfügung und bieten je nach Möglichkeit Unterstützung bei Projekten und Sonderveranstaltungen an. Externe Partner, wie z.B. regionale Betriebe, sollen in das Projekt miteinbezogen werden. Aber auch die zukünftigen Partnerschulen werden in die Pflicht genommen: die pädagogische Arbeit und der Schulalltag müssen ganzheitlich angelegt sein und alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigen (Ökologie, Soziales, Ökonomie). Neben der Behandlung dementsprechend wichtiger Inhalte im Unterricht sollen regelmäßig Bildungsbausteine „draußen“ durchgeführt und die Projektarbeit verstärkt werden. „Außerdem verpflichtet sich jede Partnerschule, regelmäßig individuell festzulegende, nachhaltige Maßnahmen umzusetzen, sei es die Anlage einer Blühwiese auf dem Schulgelände, die Umstellung der Schulbeleuchtung auf LED oder die Etablierung von Maßnahmen zur Müllvermeidung – da gibt es unzählige Möglichkeiten“, erläutert Martina Dötterl. Die Erfüllung der festgelegten Kriterien soll bei einer Evaluierung von einem externen Beirat überprüft werden. Am Ende der Projektphase zum Schuljahresende 2024 erhalten daraufhin die ersten Schulen von Nationalpark und Biosphärenregion die Auszeichnung als Partnerschule.
Alle Beteiligten freuen sich auf die Zusammenarbeit und darauf, ihren Anteil zu leisten, die Region zukunftsfit zu machen. Die Lehrkräfte der Grundschule Ramsau, Frau Gulder und Kusche-Palenga, sind stolz darauf, als zukünftige Partnerschule „den Kindern und ihren Familien die Arbeit des Nationalparks und der Biosphärenregion anschaulich näher zu bringen. Unser Ziel ist es, unseren Schülerinnen und Schülern die Zusammenhänge von Natur und Umwelt darzustellen und sie so zu einer nachhaltigeren Lebensweise zu motivieren.“ Maurice Flatscher, Schulleiter des Rottmayr-Gymnasiums in Laufen, betont, dass es seiner Schule „[…] als langjähriger Umweltschule mit drei Sternen und Fair-trade-Schule ein großes Anliegen [ist], die Bildung für nachhaltige Entwicklung zu fördern. Wie kann dies besser gelingen, als in konkreten Projekten vor Ort, in denen der Erwerb von Wissen mit dem Tun, Erleben und dem ‚Be-Greifen‘ kombiniert wird? Hierfür sind der Nationalpark und die Biosphärenregion ideale Partner.“ Und auch Renate Buchstätter, Lehrerin an der Mittelschule St. Zeno in Bad Reichenhall, freut sich mit dem gesamten Team „auf eine gute Zusammenarbeit im Sinne einer nachhaltigen Umwelterziehung unserer Schülerinnen und Schüler!“
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