Ja, der Name ist tatsächlich ein richtiger Zungenbrecher! Aber er macht neugierig, oder? Er hat nämlich durchaus seinen Sinn: was die Hauptmerkmale dieser Heuschreckenart sind besagt eigentlich schon der Name: die Hinterflügel der Weibchen und Männchen sind kräftig rot gefärbt, wenn sie fliegen sind sie also sehr deutlich zu erkennen. Die Männchen locken damit die Weibchen an. Fliegen können jedoch nur die Männchen, die Flügel der Weibchen sind stark verkürzt.
Und auch das Wort „Schrecke“ hat eine Bedeutung, die bereits aus dem frühen Mittelalter stammt. Mit „schrecken“ ist ein plötzliches Aufspringen gemeint, was typisch für alle Heuschreckenarten ist. Sie sind alle hervorragende Weitspringer und können zum Teil bis zu 2 Meter weit hüpfen. Doch sie sind nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch! Sie erzeugen sie mit ihren Hinterflügeln ein klapperndes, schnarrendes Geräusch. Dieses Geräusch dient zur Abschreckung von Feinden, zur Anlockung der Weibchen und ist sogar Teil des Balzrituals der Männchen. Wenn Sie ganz leise sind, können Sie vielleicht sogar direkt neben dem Weg das laute Geräusch selbst hören!
Heuschrecken und Zikaden sind die Insektengruppe mit der größten Vielfalt an Geräuschen und Gesängen. Daran lassen sich die einzelnen Arten sehr gut voneinander unterscheiden. Vergleichbar ist das zum Beispiel mit den Dialekten beim Menschen oder mit den unterschiedlichen Gesängen der Vogelarten.
Wie hier im Klausbachtal, befindet sich der Lebensraum der rotflügeligen Schnarrschrecke auf kurzgrasigen, trockenen und warmen Magerrasen, die typische beweidete Bergwiese. Sie können diese Heuschrecke also hier direkt neben dem Weg beobachten, sie ist aber auch in größeren Höhen zu finden. Sie liebt es außerdem, sich zu sonnen und spreizt dabei ihre Beine so, dass diese direkt von der Sonne angestrahlt werden und nicht unter ihrem Leib im Schatten stehen.
Die rotflügelige Schnarrschrecke ist in Deutschland nur noch zerstreut anzutreffen, in vielen Bundesländern gibt es sie gar nicht, oder ist dort ausgestorben. Deswegen gilt sie als stark gefährdet. Außer hier in den Nordalpen ist sie in der Rhön, dem bayerischen Wald und in der schwäbischen- und fränkischen Alb zu finden. Diese Gefährdung liegt unter anderem an ihrem kleinen Verbreitungsgebiet und an ihrem stark eingegrenzten Lebensraum. Da die Weibchen nicht fliegen können, haben sie kaum eine Möglichkeit zu „fliehen“, wenn ihre Lebensräume zerstört werden. Hier im Nationalpark haben sie aber einen sicheren Ort zum Überleben.