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Wie können die Risiken von Steinschlag, Felssturz und Co. in den Alpen richtig eingeschätzt werden? Welche Maßnahmen müssen Verantwortliche im „Fall des Falles“ treffen? Und wie sieht innovatives Sicherheitsmanagement in den Alpen im Detail aus? Experten aus Österreich haben mit R.A.G.N.A.R. (Risiko Analyse Gravitativer Naturgefahren im Alpinen Raum) eine neue Methode zur Analyse von Georisiken entwickelt. Der Ansatz: Die Analyse des „vertretbaren Risikos“, um voreilige und langfristige Sperrungen von Wanderwegen zu vermeiden, ohne dabei die Sicherheit der Bergsportler zu gefährden. Eine Einführung in das innovative Konzept fand kürzlich im Nationalpark Berchtesgaden statt.
Zu der zweitägigen Praxisschulung hatte Nationalpark-Mitarbeiter Lorenz Köppl nach Berchtesgaden eingeladen. „Aus aktuellem Anlass“, wie der Wegereferent betont. „Auch im Nationalpark Berchtesgaden gibt es immer wieder Muren, Fels- oder Blockstürze, die auf Wanderwege niedergehen – so wie am Trischübel, an der Röthwand und im vergangenen Jahr im Landtal“. Dort hatte ein Felssturz im Frühjahr vor Beginn der Wandersaison den Weg zwischen Gotzenalm und Wasseralm unter Tonnen Fels und Schutt begraben. „Uns war damals klar, dass wir den Weg schnell wieder sanieren und freigeben müssen. Schließlich ist der Landtalsteig die Hauptverbindung zwischen Gotzen- und Wasseralm. Jedes Jahr sind hier Tausende Wanderer unterwegs“. Doch wie lässt sich das Risiko weiterer Felsstürze beurteilen, um die Sicherheit der Wanderer nicht zu gefährden? Damals wurde ein umfangreiches, geologisches Gutachten in Auftrag gegeben, das nach einer Räumung des Felssturzes und einer Beurteilung vor Ort schließlich wieder „grünes Licht“ gab. „Wir waren auf der Suche nach einer praxistauglichen, fachlich fundierten, schnell umsetzbaren und rechtlich tragfähigen Methode, die Georisiken bei uns im Nationalpark beurteilen zu können. Dabei sind wir auf die RAGNAR-Methode aus Österreich gestoßen“, erläutert Köppl. Referent der zweitägigen Fortbildung im Nationalpark Berchtesgaden für Wegeverantwortliche war Mag. Walter Würtl, Alpinwissenschaftler, Projektleiter für alpines Risikomanagement, Bergführer und Alpinsachverständiger aus Tirol. Nach einer theoretischen Einweisung in die Methodik begleitete Würtl die Teilnehmer ins Landtal zu der Stelle, an der ein Felssturz im Jahr 2018 den Steig verschüttet hatte. „Unser System ist ein praxistaugliches Werkzeug zur Erfassung, Beurteilung, Dokumentation, Analyse und Kommunikation von Risiken auf alpinen Wegen“, erläuterte der Alpinsachverständige. Nach der neu entwickelten RAGNAR-Methode nahmen die Schulungsteilnehmer vor Ort verschiedene Daten auf. Dabei kommt den Bereichen „Schutzzieldefinition“, „Risikoanalyse“, „Datenerhebung“, „Risikosteuerung“ sowie „Umsetzung und Kontrolle“ eine zentrale Bedeutung zu. Auch die Analyse der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten nach den Kategorien „Institutionell“, „Professionell“ und „Individuell“ wird in die Methode eingearbeitet. Würtl erklärte den Teilnehmern den Mehrwert der Methode: „Mit RAGNAR bekommen Sie als Wegeunterhalter ein Werkzeug an die Hand, mit dem Sie das Naturgefahrenrisiko objektiv beurteilen können. Mit der Einbeziehung empirischer Daten wird die tatsächliche Gefahrenlage plausibel einbezogen und es ist sichergestellt, dass eine Gefahr nicht unterschätzt wird.“ RAGNAR bestimmt bei so genannten „Problemwegen“ das Gefährdungsrisiko nachvollziehbar und fachlich fundiert. „Damit geben wir den Wegeunterhaltern eine verlässliche Entscheidungsgrundlage an die Hand, ob und welche Maßnahmen im Sinne der Haftung und Unfallprävention zu ergreifen sind“, so der Alpinsachverständige.
Neben fünf Vertretern des Nationalparks Berchtesgaden nahmen an der Schulung auch Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten sowie des Deutschen Alpenvereins DAV teil.
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Bildnachweis (Credit: Nationalpark Berchtesgaden): Schulung RAGNAR.jpg
Ein neues und innovatives Konzept zur Beurteilung alpiner Georisiken (RAGNAR) stellte der Tiroler Alpinsachverständige Mag. Walter Würtl (2.v.l.) kürzlich im Nationalpark Berchtesgaden vor. Dabei kommt der Einbindung des Wissens und der Erfahrungen lokaler Experten eine große Bedeutung zu. Zur der zweitägigen Fortbildung für Verantwortliche im Wegeunterhalt hatte Nationalpark-Wegereferent Lorenz Köppl (r.) eingeladen.
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